Geschichte des Instituts
Gründung des Fördervereins Lepsiushauses Potsdam e.V.
Das Vermächtnis von Lepsius‘ Engagement drohte gemeinsam mit dem baufälligen Haus, das nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges bis Anfang der 1990er Jahre von der sowjetischen Armee als Militärkasse benutzt worden war, in Vergessenheit zu geraten. Doch am 31. März 1999 gründete ein Zusammenschluss von Potsdamer Bürgerinnen und Bürgern sowie interessierten deutschen und armenischen Persönlichkeiten aus Kirche, Wissenschaft und Gesellschaft den Förderverein Lepsiushaus Potsdam e.V., um das Haus zu erhalten und wieder in einen würdigen Zustand zu bringen. Dabei war Prof. Hermann Goltz, Gründungsmitglied und jahrelanger Vorstand des Vereins, als leidenschaftlicher Inspirator federführend tätig. Schon Ende der 1970er Jahre hatte er damit begonnen, den Nachlass von Johannes Lepsius zusammenzubringen, und gründete 1981 an der Theologischen Fakultät der Universität Halle-Wittenberg eine Armenologisch-Theologische Arbeitsstelle, an der auch das Johannes-Lepsius-Archiv bis zur Überführung nach Potsdam seinen Platz hatte.
Große Weinmeisterstraße 45 vor der Sanierung, nach 2001
2005: Entscheidende Resolution des Bundestags
Im Jahr 2005, zum 90. Jahrestag des Völkermordes, verabschiedete der Bundestag eine Resolution, in der die Verfolgung und Ermordung der Armenier im Ersten Weltkrieg ausdrücklich verurteilt wurde. Die Resolution enthielt auch ein Bekenntnis der deutschen Mitverantwortung: „Auch Deutschland, das mit zur Verdrängung der Verbrechen am armenischen Volk beigetragen hat, ist in der Pflicht, sich der eigenen Verantwortung zu stellen.“ Gleichzeitig beschloss der Bundestag, Leben und Werk von Johannes Lepsius zu würdigen: „Besonders das Werk von Dr. Johannes Lepsius, der energisch und wirksam für das Überleben des armenischen Volkes gekämpft hat, soll dem Vergessen entrissen [werden].“
Landkartenreste vor der Sanierung aus den Zeiten des sowjetischen Sperrbezirks
Der gleiche Raum aus heutiger Perspektive
Aufbau des Lepsiushauses
Nach einem Antrag des Lepsiushauses Potsdam beim Bund erfolgte Ende 2007 eine Zusage auf Förderung des Innenausbaus und eine Anschubfinanzierung für die programmatische Arbeit. Diese Entscheidung stieß bei einigen türkischen Verbänden auf Widerstand. 2009 konnte mit den Arbeiten zum Innenausbau begonnen werden, die Anfang 2011 abgeschlossen wurden. Veranstaltungen sind während dieser Zeit in Gebäuden der Nachbarschaft zum Lepsiushaus Potsdam durchgeführt worden. Am 2. Mai 2011 war es dann endlich so weit. Das Haus wurde feierlich in Anwesenheit von etwa zweihundert internationalen Gästen durch den damaligen Kulturstaatsminister Bernd Neumann eröffnet. Seitdem ist es allen interessierten Bürgerinnen und Bürgern geöffnet und formt mit seinem Programm eine in Deutschland und Europa einmalige Forschungs- und Begegnungsstätte, die an ein für die Gewaltgeschichte des 20. Jahrhunderts initiales Ereignis erinnert. Unter der zehnjährigen wissenschaftlichen Leitung von Rolf Hosfeld hat das Lepsiushaus Potsdam gezielt Forschung zu diesen Themenbereichen betrieben.