Armenien – quo vadis?
Podiumsdiskussion mit Tessa Hofmann, Vorsitzende der Gruppe Arbeitsgruppe Anerkennung - gegen Genozid, für Völkerverständigung (AGA), und Hans-Jochen Schmidt, Botschafter a.D.
Moderation: Roy Knocke (Lepsiushaus Potsdam)
Die Lage im Südkaukasus gibt weiterhin Anlass zu großer Sorge. Der Einmarsch der Truppen Aserbaidschans in Bergkarabach (Arzach) im September 2023 führte zu einer Massenvertreibung der dortigen armenischen Bevölkerung und der Auflösung der Republik Arzach. Trotz einer zivilen Beobachtermission der Europäischen Union und internationaler diplomatischer Bemühungen fürchten viele Beobachter, dass Aserbaidschan auch armenisches Staatsgebiet angreifen könnte, um einen Verbindungskorridor zur Türkei zu schaffen. Dazu sieht sich die Republik Armenien innenpolitisch durch etwa 150.000 geflüchtete Bergkarabach-Armenier herausgefordert und wendet sich außenpolitisch immer mehr von Russland als Schutzmacht Richtung Europa ab. Die Podiumsdiskussion erörtert vor dem Hintergrund dieser Entwicklungen die Geschichte und Gegenwart, die geopolitische und innenpolitische Lage Armeniens. Ebenso wird ein Blick auf die Rolle Europas und Deutschlands geworfen, um einen dauerhaften Frieden im Südkaukasus zu schaffen.
Tessa Hofmann studierte Neuphilologie (Slawistik, Armenologie) und Soziologie. Sie veröffentlichte zahlreiche Publikationen zur Geschichte, Kultur und Gegenwartslage Armeniens und seiner Diaspora sowie zur komparativen Genozidforschung mit dem Schwerpunkt auf dem spätosmanischen Genozid an indigenen Christen (1912- 1922). Seit 1979 ist sie menschenrechtlich aktiv, so in der Gesellschaft für bedrohte Völker, und der Arbeitsgruppe Anerkennung - gegen Genozid, für Völkerverständigung, der Fördergemeinschaft für die Ökumenische Gedenkstätte für Genozidopfer im Osmanischen Reich.
Hans-Jochen Schmidt trat nach dem Jurastudium in das Auswärtige Amt ein. Neben Verwendungen in der Zentrale arbeitete er im Ausland an den Botschaften und Generalkonsulaten in Kairo, Kinshasa, Atlanta, St. Petersburg, Kiew, Almaty/Astana und Minsk (als Botschafter der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa [OSZE] 2008/2009). Er war Botschafter in Jerewan, Armenien, von 2009-2012. Danach war er als Wahlbeobachter und Lektor für internationale Beziehungen in Armenien und Bergkarabach und als Experte im Kosovo, in Kasachstan und in Kambodscha imEinsatz.